Wednesday 21 September 2011

Schwermut im Monat Schawwal



Müde, abgeschlagen, lustlos. Meine Arbeit habe ich satt, denke ich. In meiner Freizeit scheue ich Orte, an denen ich Arbeitskollegen begegnen könnte, Orte, die mich an meine Arbeit erinnern könnten, Orte von denen es in Köln zu viele gibt. Die Bäckerei-Kette, für die ich arbeite, ist irgendwie überall. Überflüssiges Gerede, belangloser Spaß und das einzige Ziel: Die Zeit totzuschlagen. Das ist nicht meine Welt. Das bin nicht ich. 
Kopf, Rücken, Füße. Alles tut mir weh. Selbst meine freien Tage scheinen an mir spurlos vorbeizuziehen. Wo ist die Freude über langes Ausschlafen, die Inspiration, die Lust? Wo ist das alles geblieben? Fragen sich ich und die Gleichgültigkeit. 
Bei meinem nächsten Gebet läuft laute Musik. Was mir selbst nicht über die Lippen kommt, wird Moby auf folgende Weise formulieren: 



Thursday 15 September 2011

Which Sheikh do you follow?



Diesen Witz und Weiteres habe ich auf dem Blog Road to Jannah gefunden :) 


A man was was walking across a bridge one day, and he saw another man standing on the edge, about to jump off and commit suicide. I immediately ran over and said “Stop! Don’t do it!” “Why shouldn’t I?” he said. The man said, “Well, there’s so much to live for!” “Like what?” “Well … are you religious or atheist?” “Religious.” “Me too! Are you Muslim, Christian or Jewish?” “Muslim.” “Me too! Sunni or Shiite?” “Sunni.” “Me too! Hanafi, Hanbali, Shafi or Maliki?” “Hanafi.” “Wow! Me too! Do you follow Sheikh Fulaan al Fullani or Sheikh Kaza Kazah?” “Sheikh Fulaan al Fullani.” To which he said, “What?!! Die, heretic scum!” and pushed him off.



Tuesday 13 September 2011

9/11 #2: Im Westen nichts Neues?



Ich möchte betonen, dass ich keine der Gewalttaten rechtfertigen möchte und jede Form der Gewalt ablehne und verabscheue. 


Am 11. September 2001 war ich 10 Jahre alt. Ich wusste Nichts von dem, was passierte. Wahrscheinlich da ich kein fern sah. Meine Vorstellung der Abläufe nahmen erst am nächsten Tag ihre Form an. Klassenkameradinnen, die besonders informiert waren, erklärten mir, dass "Irgendwelche mit dem Flugzeug in ein Großes Haus in Amerika geflogen sind. Terroristen oder so.". Ich kann mich noch an den Gedanken erinnern, was denn so schlimm daran sei. Als ich aber in die entsetzten Gesichter meiner Klassenkameraden blickte, die zwar die Fernsehbilder gesehen hatten, aber zweifellos genauso wenig von "Terroristen" wussten wie ich, stellte ich mir ein großes Haus in Amerika vor. Das größte, zu dem meine Vorstellungskraft im Stande war, war ein großes weißes Haus mit runden Pfeilern und in welchem der Präsident wohnte. Jenes hatte ich in dem Bilderbuch Weltatlas gesehen. Vielleicht war das Flugzeug auf dieses Haus abgestürzt. Aber wozu der ganze Trubel? Solche Dinge passierten. Es gab Wichtigeres.


Wie sich im Laufe der nächsten Tage herausstellte, stand ich mit meiner Gleichgültigkeit aber ziemlich allein da. Eine Woche lang waren auf der Titelseite des Kölner Stadt Anzeigers Bilder der "Twin Towers" (diese Begriffe prägten sich recht schnell in unsere kleinen Köpfe) mit aufsteigendem Rauch zu sehen, bis diese anderen Artikeln auf die 2. Doppelseite wichen und weiter von der 3. auf die 4. und schließlich auf den Panorama-Teil. Letztendlich beeindruckte mich das Motiv der Täter und ihre Vorgehensweise mehr als die Zahl der Toten oder die Rachegedanken der US-Regierung. Das lag nicht zuletzt daran, dass meine Mutter sich darum bemühte, entgegen der allgemeinen "wir trauern um die amerikanischen Opfer und erklären allen Muslimen den Krieg"-, und der mit ihr verwandten "alle Muslime sind Terroristen"- Mentalität zu steuern. Außerdem war ich ein rebellisches Kind und dazu in einer Phase, in der ich mich am liebsten selbst in ein Flugzeug gesetzt hätte (Ihr braucht mich nicht ganz beim Wort nehmen :-] )

Am 11. September 2011 bin ich 20 Jahre alt. Mein Bild von dem Muslimen hat sich geklärt und rationalisiert. In meinem Bewusstsein haben Muslime eine langwierige Gratwanderung vom Terroristen und Islamisten über den Dogmatiker und Hitzkopf bis hin zu dem, was ich heute unter "Muslim" verstehe, durchgemacht . Außerdem habe ich gelernt, dass der Terrorismus und die Motive der Täter des 11. Septembers zuerst einmal Garnichts mit dem Muslim-sein zu tun haben. Es sind rein politisch inspirierte Taten, die in einer großen Frustration und dem tiefen Hass gegenüber den Vereinigten Staaten und der vermeintlichen Überheblichkeit der westlichen Welt gegenüber der muslimischen Welt wurzeln. Diese Taten erheben für sich den Anspruch eine Antwort auf unzählige militärische Übergriffe auf Länder, die wie Spielfiguren auf einem großen Spielbrett den Spielzügen der mächtigsten Staaten der Welt ausgeliefert sind, zu sein. Natürlich greifen Propaganda fundamentalistischer "Muslime" (Besser:"Islamisten") sowie der Wunsch von Millionen friedvoller und mittelloser Menschen, eine Stimme zu haben und dass diese von jenen, die mächtiger und bedauerlicher weise oft Verursacher ihres Leids sind, erhört werde, zusammen. Idealisten nutzen die tiefe Ohnmacht ganzer Bevölkerungen aus, um ihren Ideologien ein Fundament und die Unterstützung der Masse zu verleihen.

Der Akt des 11. Septembers wurde zu einem Zeichen der Verachtung. Er wurde zu einem Symbol der Auflehnung. Zu einer Klage der Unmündigen. Aber er wirft berechtigte Fragen auf: Wann wären wir aufgewacht aus unserem Glauben an die Überlegenheit der Demokratie und der Allgemeingültigkeit der von uns entwickelten Konzepte, aus unserem Glauben an die eigene Kulturüberlegenheit? Wann hätten wir angefangen zwischen "westlichem" Denken zu unterscheiden, unter verschiedenen Gesichtspunkten zu differenzieren? Wann hätten wir angefangen unsere Gegenwart als eine Folge verschiedenster Handlungen und Vorgehensweisen in der Vergangenheit anzuerkennen und die Legitimation der berechnenden und intriganten Vorgehensweise unserer Staatsmänner und Geheimdienste zu hinterfragen?

Der Terrorismus ist ein lautes Symptom einer sich wandelnden Wahrnehmung des Westens und seiner Werteskala. 

  

Saturday 10 September 2011

9/11 #1 : St. Petersburg Declaration (by Wikipedia)


St. Petersburg Declaration is a manifesto and affirmation of Human Rights and Freedom of thought for Muslims and non-Muslims in the Muslim world released in March 2007 in St. Petersburg, Florida, by a group of thinkers and reformers from Muslim societies.

  • We are secular Muslims, and secular persons of Muslim societies. We are believers,
    doubters, and unbelievers, brought together by a great struggle, not between the West and Islam, but between the free and the unfree.
  • We affirm the inviolable freedom of the individual conscience. We believe in the equality of all human persons.
  • We insist upon the separation of religion from state and the observance of universal human rights.
  • We find traditions of liberty, rationality, and tolerance in the rich histories of pre-Islamic and Islamic societies. These values do not belong to the West or the East; they are the common moral heritage of humankind.
  • We see no colonialism, racism, or so-called “Islamaphobia” in submitting Islamic practices to criticism or condemnation when they violate human reason or rights.
  • We call on the governments of the world to reject Sharia law, fatwa courts, clerical rule, and state-sanctioned religion in all their forms; oppose all penalties for blasphemy and apostasy, in accordance with Article 18 of the Universal Declaration of Human rights; eliminate practices, such as female circumcision, honor killing, forced veiling, and forced marriage, that further the oppression of women; protect sexual and gender minorities from persecution and violence; reform sectarian education that teaches intolerance and bigotry towards non-Muslims; and foster an open public sphere in which all matters may be discussed without coercion or intimidation.
  • We demand the release of Islam from its captivity to the totalitarian ambitions of power-hungry men and the rigid strictures of orthodoxy.
  • We enjoin academics and thinkers everywhere to embark on a fearless examination of the origins and sources of Islam, and to promulgate the ideals of free scientific and spiritual inquiry through cross-cultural translation, publishing, and the mass media.
  • We say to Muslim believers: there is a noble future for Islam as a personal faith, not a political doctrine; to Christians, Jews, Buddhists, Hindus, Baha’is, and all members of non-Muslim faith communities: we stand with you as free and equal citizens; and to nonbelievers: we defend your unqualified liberty to question and dissent.
  • Before any of us is a member of the Umma, the Body of Christ, or the Chosen People, we are all members of the community of conscience, the people who must choose for themselves.

Wednesday 7 September 2011

Ihm gehört der Osten



Odessa 2010


Wer's nicht glaubt - googelt nach. Unter dem Suchbegriff "Europa" findet man einen Wikipedia-Artikel mit dem Hinweis "Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig." Weniger mehrdeutig als vermeintlich der Titel ist, ist der erste Satz des Kapitels 3.2 Religionen: "Das Christentum und der Islam sind die am weitesten in Europa verbreiteten Religionen." Wikipedia muss es wissen. Und es geht weiter: "Das Christentum erreichte Europa erstmals im 1. Jahrhundert nach Chr. Der Islam breitete sich im 8. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel aus, wurde aber im Zuge der „Reconquista“ vom 13. bis zum 15. Jahrhundert wieder verdrängt." Wikipedia will es uns anscheinend spannend machen. Der Islam wurde also verdrängt. Wie kann er dann die zweit verbreitetste Religion in Europa sein? Des Rätsels Lösung findet man weiter unten im Artikel auf der politischen Karte Europas. Da Spanien ja entislamisiert ist, muss man den Blick in Richtung Osten wenden. Dort befindet sich ein europäisches Land namens Ukraine. Ihr habt jetzt bestimmt gedacht ich würde schreiben "Türkei"! Aber nein, ich wollte nicht von Gastarbeitern schreiben und auch nicht von Hinterhofmoscheen und allem was dazu gehört. Ich wollte über etwas Europäisches schreiben das weder provisorisch noch versteckt existiert, selbstverständlich genug um übersehen zu werden und trotzdem repräsentativ. Über den Islam in der Ukraine. 
Laut Wikipedia (Das bin nicht ich, die nur in Wikipedia liest!) haben bereits im 8. Jahrhundert die ersten Völker auf dem Gebiet der heutigen Ukraine den Islam angenommen. Zunächst eine Minderheit der Chasaren, dann eine weitere Minderheit der Kyptschaken. Schließlich nehmen ihn die Mongolen und Tataren an, welche anschließend auf der Krim, der südukrainischen Halbinsel, ansiedeln. Nach der Herrschaft der Türken mit weiten Gebietsverlusten und dem Zerfall der mongolischen Goldenen Horde gerät der Islam in eine Bedrängnis. Anschließende Russifizierungen im 19. Jahrhundert sowie die Deportation der Krimtataren 1944 zur Zwangsarbeit nach Sibirien und Mittelasien haben zur Folge, dass der Islam in eine Ausweglosigkeit gerät welche erst nach 1991 überwältigt werden kann. Obwohl das geistliche und insbesondere das materielle muslimische Leben noch sehr auf die Hilfe von Übersee angewiesen ist, so haben sich die Gemeinden doch tapfer auf den Beinen gehalten. Meinen Recherchen zufolge stelle ich fest dass Arabischkurse, Tafsir und Koranunterricht geradezu prosperieren und auch die ein oder andere wunderschöne Moschee errichtet worden ist. Besonders Hervorheben möchte ich als Beispiel das "Arabic Cultural Centre of Odessa" welches ich im Sommer 2010 auf einer Reise durch die Ukraine besichtigen konnte. Damals wahr es von einem Baugerüst und einem grünen Sicherheits-Netz verhüllt, womöglich wurde die Fassade vollendet. Dabei besteht es schon seit 2001 dank eines syrischen Geschäftsmannes, der eine Ukrainerin geheiratet hatte. In der Architektur vermischen sich Elemente des Zentralasiatischen Stils mit den grünen und türkisfarbenen Mosaiksteinchen sowie die Eleganz und Schlichtheit des Arabischen Moscheebaus. Repräsentativ und so schön, dass es mir den Atem raubte und trotzdem mühelos und fast bescheiden. Tadellos reiht es sich in die umliegende Häuserlandschaft ein. Auf der Seite www.salatomatic.com wird das Zentrum als "Offen für jeden, der über Arabische Kultur oder Arabisch lernen möchte" beschrieben. Auf der Seite www.odessatourism.in.ua findet sich unter anderem folgender Text: "All comers are welcome (as it is written on the walls of the Center: "Women, men and children.")."
Diesbezüglich möchte ich mich bei der Moschee ausdrücklich für das Einhalten dieses Versprechens bedanken. Tatsächlich wurden wir, meine Mutter, Schwester und ich freundlich begrüßt und empfangen. Ein jede von uns hatte kohlrabenschwarze Füße von der langen Stadtbesichtigung, ein leichtes Sommerkleid und dazu kamen wir spät abends fernab üblicher Besichtigungszeiten. Man lies uns in aller Ruhe barfuß auf dem wunderschönen hellblauen Teppich herumtrampeln und alles und Jeden fotografieren. Lediglich ein längeres Kleid gab man uns um uns zu bedecken. Ebenso entspannt und freundlich ließ man uns gehen. Wen dies nicht beeindruckt, weiß nichts von der Liebe eines Muslims zur Sauberkeit noch von den üblichen Verhaltensformen durchschnittlicher Angestellter in geistlichen Zentren der Ukraine. AlhamduLillah für die Freundlichkeit und Toleranz die man uns entgegenbrachte!     
Hierzu möchte ich einen kleinen Vers anfügen. Möge er allen Gläubigen Trost und Mut spenden und den wenigen islamophoben Exemplaren unserer Bevölkerung die Haare vor diesem Gedanken zu Bergen stehen lassen :) er lautet wie folgt: 

“Allah gehört der Osten und der Westen. Wohin ihr euch auch wenden möget, da habt ihr Allahs Antlitz vor euch. Er umfaßt alles und weiß Bescheid”. Sura Al-Baqara, Vers 115




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