Friday 12 August 2011

Bildschirmbetrachtung: "LOL"



Ein mulmiges Gefühl. Meine Ohren lassen sich von dem mir (leider immernoch!) fremden Französisch in einer mordsgeschwindigkeit davon tragen, meine Augen verfolgen Geschehen und Untertitel. Schnelle Blicke, hastige Küsse, explodierendes Gelächter. Nichts scheint auf die Bedürfnisse eines kranken, unzufriedenen, gelangweilten und ungeheuer wechsellaunigen Zuschauers einzugehen. Warum tue ich mir das an, denke ich so nebenbei. Ich lasse mir die volle Pubertät ins Gesicht klatschen, komprimiert in 103 Minuten, eine Achterbahn von Gefühlen (ich wollte doch nur einen Film gucken!). Und hierbei handelt es sich nicht nur um EINEN pubertirenden Jugendlichen, nein, es wird die gesamte Gefühlsskala einer GEMEINSCHAFT pubertierender, die Dynamik einer ganzen STUFE gleichaltriger Teenager dargestellt. Drogen, Sex und Partys gehören ebenso dazu wie teilweise erschreckend unreife Eltern die sich ihre Kinder zu, sagen wir, ungleichberechtigten Freunden gemacht haben. Die Grenze von Erziehendem und Zu-Erziehendem ist verschwommen. Die Haupfiguren scheinen sich mit eben diesem Thema besonders schwer zu tun. Das ist für die Eltern eine schwierige Situation, deswegen wird auch selbstverständlich nebenbei ein Joint geraucht.
Ich möchte den Film nicht ausschließlich kritisieren. Dass ich krank war, schließt ja nicht die Tatsache aus, dass ich nicht auch die raffinierten Aufnahmen, zarten Momente, die echten Gefühle hinter der spröden Fassade von Hauptfigur Lola (Christa Theret) oder die unerzwungene Eleganz der Stadt Paris wahrgenommen hätte. Nein. Wer glaubt ich habe kein Auge für eine gute Kameraführung, hübsche Schnittechnik, die schauspielerische Leistung der Akteure oder mir fehle es gar an Humor, der liegt falsch. Ich habe viele Szenen genossen und hin und wieder gelacht. Laut sogar! Das atemberaubende Tempo der Handlung riss mich mit und es war fast unmöglich an einigen bewegenden Stellen vor Rührung nicht auch ein bisschen zu weinen.
Trotzdem bezweifle ich, dass der Film "LOL" die Wirklichkeit widerspiegelt. Ich bezweifle auch, dass der Film die Wirklichkeit junger Menschen aus zweifellos reichen Familien an elitären, freizügig französischen Schulen zeigt. Dass er, wie am Ende eingeblendet wird, auf wahren Begebenheiten basiert, glaube ich. Dass diese dabei ein wenig zugespitzt wurden:, hoffe ich. Wer pubertierenden Personen ein Dach über dem Kopf bietet: Achtung Nachahmungseffekt!
"LOL (Laughing Out Loud)" Ein Film von Lisa Azuelos

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